Die Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Energiebranche

Im Rahmen einer Master Thesis wurde ich zu diesem Thema befragt. Auf Basis unseres Videointerviews habe ich diesen Blogbeitrag verfasst.

In den letzten Jahren hat die Künstliche Intelligenz (KI) verschiedene Branchen stark beeinflusst. Eine besonders spannende Entwicklung findet dabei in der Energiebranche statt. In diesem Blogartikel möchte ich, Mike Schwede, meine Erfahrungen und Erkenntnisse teilen, wie KI die Energiebranche verändert und welche Chancen und Herausforderungen der Einsatz von KI in diesem Bereich mit sich bringt.

Der aktuelle Einfluss von KI auf das Marketing in der Energiebranche

Seit 25 Jahren bin ich im digitalen Marketing unterwegs und beschäftige mich intensiv mit der Anwendung von KI-Tools, besonders in den letzten drei Jahren. Der Einfluss von KI auf Marketingprozesse ist bahnbrechend, insbesondere in der Analyse, Planung, Kreation und Produktion von Kampagnen. Dabei kann KI den gesamten Marketingprozess von der Planung über die Produktion bis hin zum Reporting unterstützen und Effizienzgewinne ermöglichen.

In der Planungsphase spielt KI eine entscheidende Rolle, um Daten auszuwerten und Insights für die Kampagnenstrategie zu gewinnen. So können wir heute innert weniger Minuten hunderte Reels oder Posts analysieren, um herauszufinden, was gut funktioniert und welche Inhalte die höchste Interaktion erzielen. Das spart enorm Zeit und gibt detaillierte Einblicke, wie Kampagnen optimal aufgesetzt werden sollten. Zusätzlich hilft KI dabei, detaillierte Personas zu erstellen, indem sie bestehende Kundendaten analysiert und segmentiert. So können wir die Bedürfnisse unserer Zielgruppen besser verstehen und darauf abgestimmte Inhalte erstellen. Auch die Analyse von Produkt- und Kaufdaten ermöglicht es uns, Muster zu erkennen und personalisierte Angebote zu entwickeln, die die Conversion-Rate erheblich steigern können.

Auch in der Konzeptions- und Kreativphase kann KI unterstützen, indem sie Ideen generiert und Inspiration liefert. Allerdings bleibt hier festzuhalten, dass die kreative Leitung durch einen Creative Director unersetzlich ist. KI ist ein wertvolles Tool, um erste Ansätze zu liefern oder Brainstormings zu unterstützen, aber die wirklich kreativen und einzigartigen Ideen kommen von erfahrenen Köpfen. „Was wirklich schlecht ist, zumindest bei generativer KI, ist die Ideenentwicklung – da braucht es immer noch einen guten Creative Director, der nicht ersetzbar ist“, habe ich im Interview betont.

In der Produktionsphase zeigt KI jedoch ihre volle Stärke. Hier kann sie repetitive Aufgaben übernehmen und kreative Assets in grossem Umfang produzieren. Bei einer Agentur, in der ich tätig bin, haben wir zum Beispiel keine klassischen Bilddatenbanken mehr. Stattdessen generieren wir die Bilder direkt mit KI und bearbeiten sie nach, um die Markenidentität sicherzustellen. Das spart nicht nur Zeit, sondern erhöht auch die Flexibilität, weil wir die Inhalte genau auf die jeweilige Kampagne zuschneiden können. Ein weiteres Beispiel ist die Erstellung mehrsprachiger Inhalte, die durch KI problemlos in verschiedenen Sprachen produziert werden können, was insbesondere in der Schweiz mit ihren Sprachregionen einen grossen Vorteil bietet. Zudem können Videoformate nahezu automatisch für verschiedene Plattformen, Formate und Inhaltssnippets adaptiert werden, was den Produktionsprozess erheblich beschleunigt.

KI bietet enorme Potenziale in der Analyse und Optimierung von Marketingkampagnen. Gerade wenn es darum geht, grosse Mengen an Daten zu verarbeiten und Muster zu erkennen, zeigt KI ihre Stärken. Wir können zum Beispiel Kampagnen- und Kaufdaten auswerten, um herauszufinden, welche Inhalte die beste Performance erzielen und wie wir unsere Massnahmen weiter verbessern können. Allerdings gibt es auch Grenzen. Viele der gängigen Analysetools arbeiten noch zu oberflächlich und spezifische, tiefgehende Insights fehlen oft. Die generischen Empfehlungen, die beispielsweise von ChatGPT oder ähnlichen Modellen geliefert werden, sind nicht immer ausreichend für wirklich fundierte Entscheidungen. Deshalb haben wir auf Basis unserer Analysen einen MikeGPT respektive PowdienceGPT trainiert, um bessere Auswertungen und fundierte Fazits zu generieren. Inzwischen sind diese automatischen Kampagnenanalysen von www.powdience.com sehr gut. Den AI-generierten Empfehlungen habe ich meistens kaum noch etwas hinzuzufügen. Besonders bei der Auswertung und Interpretation der Ergebnisse ist weiterhin menschliches Know-how gefragt, um die generischen Ergebnisse sinnvoll in den spezifischen Kontext des Unternehmens einzubetten.

Die Vorteile von KI im Marketingprozess

Die Möglichkeiten, die KI bietet, sind enorm. Von der Bildgenerierung bis zur Kampagnenoptimierung und Suchmaschinenoptimierung – KI kann in vielen Bereichen eingesetzt werden. Durch die Automatisierung vieler Prozesse können wir uns stärker auf die kreative Konzeption und strategische Planung konzentrieren. Besonders bei der Produktion von Inhalten und der anschliessenden Auswertung von Kampagnen entfaltet KI ihr volles Potenzial. KI kann Bilder generieren, Videosequenzen erstellen und sogar mehrsprachige Inhalte ohne grossen Aufwand produzieren.

Wichtig ist jedoch, dass die Qualität der generierten Inhalte nicht automatisch gewährleistet ist. „Jemand, der eine gute visuelle Ausbildung hat, beispielsweise in Fotografie, kann die KI so nutzen, dass die generierten Ergebnisse auch visuell wirklich hochwertig sind.“ Es zeigt sich also, dass die besten Ergebnisse durch die Kombination von Technologie und menschlichem Know-how entstehen.

Herausforderungen bei der Integration von KI

Trotz der vielfältigen Möglichkeiten gibt es auch einige Herausforderungen beim Einsatz von KI in der Energiebranche. Eine der grössten Schwierigkeiten ist die Datenqualität und -verfügbarkeit: „Viele Unternehmen, insbesondere die Grossen, haben enorm viele Daten, doch diese sind oft nicht in einer brauchbaren Form verfügbar. Die Systeme sind fragmentiert, Excel-Tabellen und Altsysteme wie SAP dominieren. Das erschwert die Nutzung von KI.“

Gerade kleinere Unternehmen (KMU) haben hier oft einen Vorteil, weil sie modernere Tools und weniger veraltete Systemlandschaften nutzen. So können sie schneller und kostengünstiger KI implementieren und innerhalb von Wochen Ergebnisse erzielen, während Grossunternehmen oft Jahre benötigen, um ihre Datenstrukturen zu bereinigen.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der sogenannte „Skill Shift“. Mitarbeiter*innen müssen neue Fähigkeiten entwickeln, um mit der Technologie Schritt zu halten. Die besten Ergebnisse erzielt ein Team, das technisches Verständnis mitbringt, aber auch kreative Fähigkeiten besitzt. Während einfache Aufgaben automatisiert werden können, braucht es spezialisierte Talente für die Entwicklung kreativer Kampagnen und die strategische Nutzung der gewonnenen Daten. Ein Data Scientist gehört inzwischen in jedes gute Marketing Team.

Die Energiebranche im Vergleich zu anderen Sektoren

Wenn alle Unternehmen die gleichen KI-Tools einsetzen, wird das Marketing auch austauschbarer. Daher ist es wichtig, mittelfristig eigene Modelle zu trainieren, um die Uniqueness zu behalten und markenspezifischer aufzutreten. Wird dies erfolgreich gemacht, wird das Unternehmen zu den Gewinnern gehören und herausragen, anstatt im Durchschnitt unterzugehen.

Die Energiebranche unterscheidet sich in einigen Aspekten von anderen Sektoren wie beispielsweise der Modebranche. Energie als Produkt ist weniger emotional als eine Handtasche oder ein Kleidungsstück, jedoch darf die Bedeutung der Marke nicht unterschätzt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist Oktopus Energy in UK, die es geschafft haben, sich durch hervorragende Kommunikation und ein überzeugendes Produkt eine starke Marke aufzubauen.

„In der Schweiz gibt es keinen Stromkonzern, bei dem ich wirklich von einer Marke sprechen würde. Die meisten haben nur ein Logo, aber keine Marke“, habe ich im Interview erklärt und damit die Relevanz einer klaren Markenstrategie auch in der Energiebranche betont. KI kann hierbei helfen, indem sie es ermöglicht, auf Basis von Kundendaten personalisierte und relevante Inhalte zu generieren, die den Kund*innen einen echten Mehrwert bieten.

Auch im Kundendienst spielt KI eine grosse Rolle. Sie hilft, Kundenanfragen effizient und auf einem hohen Qualitätsniveau zu beantworten. Gleichzeitig muss die Kundenkommunikation zielgruppengerecht sein und darf nicht im „beamtendeutschen“ Stil verfasst sein, um schwer verständliche Kommunikation zu vermeiden. Hier zeigt sich, dass der menschliche Faktor weiterhin entscheidend ist, um die Sprache und den Ton richtig zu treffen.

Die Zukunft der Energiebranche mit KI

Die Zukunft des Marketings in der Energiebranche sehe ich sehr positiv. In den kommenden Jahren wird KI zunehmend Einzug halten und viele Prozesse vereinfachen und automatisieren: „Es wird wahrscheinlich extrem viel automatisiert werden, von der Kundenberatung bis hin zur Aussteuerung von Werbung.“ Besonders die Entwicklung hin zur Echtzeit-Personalisierung finde ich spannend. Dies wurde schon seit zwei Jahrzehnten, ist aber erst jetzt mit  Generative AI erst möglich. z.B. Werbung genau im richtigen Moment an den richtigen Ort auszuspielen, zum Beispiel basierend auf dem Verhalten von Kund*innen. Dabei wird der Unterschied zwischen einer menschlichen Interaktion und einer KI-generierten Antwort kaum mehr erkennbar sein.

Ein weiteres grosses Potenzial sehe ich im Bereich der Preisoptimierung für Energiedienstleister. KI kann helfen, dynamische Preismodelle zu entwickeln, die sowohl für das Unternehmen als auch für die Kund*innen von Vorteil sind.

Fazit: Ein hoher Anspruch an Daten und Kreativität

Der Einsatz von KI in der Energiebranche bietet enorme Chancen, birgt jedoch auch einige Herausforderungen. Wichtig ist, dass Unternehmen sich nicht nur auf die Technologie selbst verlassen, sondern auch die notwendigen Voraussetzungen schaffen. Das bedeutet, Daten in brauchbarer Qualität zu sammeln und zu pflegen sowie die Mitarbeiter*innen entsprechend zu schulen.

KI kann die Arbeit effizienter und kreativer machen. Letztlich wird der Erfolg davon abhängen, wie gut Unternehmen es schaffen, die Technologie strategisch zu nutzen und sowohl kreative als auch datenbasierte Talente miteinander zu kombinieren. „Es braucht die richtig guten Leute, um mit KI richtig gute Ergebnisse zu erzielen“, habe ich betont.

Insgesamt steht die Energiebranche erst am Anfang einer spannenden Entwicklung, die sowohl Kund*innen als auch Unternehmen neue Möglichkeiten bietet – von personalisierten Angeboten bis hin zu effizienteren internen Prozessen. KI wird hierbei eine zentrale Rolle spielen und das Marketing nachhaltig verändern.

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